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Abenteuer Asien


Kindergeburtstag
By ralfweyda, 31.08.2009, 15:09

Nun wartete also der Kindergeburtstag. Ich war natürlich gespannt darauf zu erleben, wie in einer indischen Familie dieses Fest gefeiert wird. Doch zunächst einmal hatte ich die Frage aller Fragen zu beantworten: Was soll ich nur schenken?
Schön, wenn man ein paar Leute kennt, die man fragen kann. Das tat ich, und mein Freund Manni verriet mir, dass ein Armreif ein schönes und vor allem passendes Geschenk sei. Nebenbei verriet er mir noch, wo ich das Geschenk günstig bekommen könne. Ich wollte ja sowieso mal wieder nach Little India...
Die Auslagen der Juweliere und Goldschmiede sind prächtig, dass einem schon die Augen tränen können. Ich entschied mich, erst einmal in einen Laden hineinzugehen und mich beraten zu lassen. Bei der angebotenen Auswahl käme ich ja doch nicht zu einer Entscheidung. Ich schilderte der Verkäuferin mein Anliegen, und zielsicher zeigte sie mir einen Armreif, wie gemacht für die kleine Prinzessin. Perfekt!
Mein weiterer Plan sollte mich an diesem Samstag eigentlich noch nach Chinatown für ein paar andere Besorgungen führen. Doch ich wollte Little India nicht verlassen, ohne meinem Freund Jack Hallo zu sagen. Der freute sich natürlich wie Bolle, mich zu sehen. Bei der Gelegenheit lernte ich gleich noch einen seiner Brüder kennen. Ich beschloss, meine Besorgungen gleich bei den Jungs hier zu machen. Ich denke, dass ich preiswert eingekauft habe, denn die Qualität von Pashmina-Schals ist doch sehr schwankend. Und bei drei Stück für zehn Dollar, wie in Chinatown, habe ich so meine Bedenken.
Jack lud mich anschließend auf ein Bier ein, und mein Vorhaben, nach Chinatown zu fahren, zerplatzte wie ein Bläschen in der Blume meines Bieres.
Wir redeten und tranken, wir tranken und redeten. Ich lud meine Freunde zum Essen ein, aber die hatten schon oder wollten nicht. Also bestellte ich nur etwas für mich, etwas Mutton Briyani. Köstlich, lecker, scharf. Ich wollte zwischendurch auch mal Bier bestellen, aber das ließen meine Freunde nicht zu. Na gut, dann eben nicht...
Irgendwann ging es um den Transport eines ziemlich großen Fernsehers von einem der Jungs. Ruck-Zuck war die Sache geklärt und ich hatte eine Mitfahrgelegenheit im LKW bis nach Marsiling. Sehr schön! Von Marsiling ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Hause.

Am Sonntag machte ich mich also fein und fuhr mittags nach Little India. Ich musste jedoch den Regenschirm mitnehmen, denn es regnete den ganzen Tag schon. Ich kam aber wohlbehalten und trocken in Little India an. Es gab ein großes Hallo. Nach und nach trudelte die Familie ein, und der Raum füllte sich langsam. Und dann kam die Hauptperson: eine Prinzessin! Die Tanten, Onkels, Cousinen, Neffen, Schwäger und, und, und... überreichten ihre Geschenke. Meist waren das kleine Briefchen. Sie enthielten die guten Wünsche für das kleine Prinzesschen und sicher auch die eine oder andere Prise Gold. Auch ich überreichte mein Geschenk und wünschte Sania, so heißt die Kleine, alles Glück der Erde.
Der Kindergeburtstag in dieser indischen Familie erinnerte mich an unsere Kindergeburtstage zu Hause. Eine Zeit lang ist das Geburtstagskind die Hauptperson, doch irgendwann drehen sich die Gespräche um Arbeit, das Geschäft, Krankheiten, die Nachbarn, es wird auch schon mal philosophiert über Gott und die Welt. Und es wird getrunken. Sehr viel. Es geht gleich richtig mit Whisky zur Sache. Ich fühlte mich anfangs etwas unbehaglich, denn Whisky gehört nicht zu den von mir bevorzugten Getränken.



Zum Glück haben die Leute die Angewohnheit, den Stoff mit Wasser zu verdünnen. In den großen Gläsern hat man dann eine Art Long Drink. Ich teilte mir meinen Long Drink also ordentlich ein, und mit viel Eis war das Zeug sogar erträglich. Natürlich aß ich auch erst mal kräftig, denn erstens roch es vom warmen Buffet her ganz lecker, und zweitens wollte ich schon eine ordentliche Basis haben, um relativ schadlos aus der Sache herauszukommen.



Wir hatten jede Menge Spaß und jeder viel zu erzählen. Ich lernte so die Familie meines Freundes Jack kennen und wurde herzlich aufgenommen. Jack erzählte allen, dass sie mich den "Weißen Inder" nennen. Offensichtlich hatte ich sie mit meiner unverkrampften Art und meiner Offenheit anderen Kulturen gegenüber beeindruckt. Ich wurde verlegen und meinte, das sei zuviel der Ehre, ich sei eben so. Daraufhin sagten sie mir, ich bin jetzt Teil ihrer Familie, basta! Und wenn ich irgend etwas brauche, wenn sie mir bei irgend etwas helfen können, soll ich es ruhig sagen. Ich glaube ihnen. Der Ausdruck in ihren Augen hat mir gezeigt, dass es nicht nur dahingeplapperte Floskeln sind.
Nach und nach verließen die Frauen und die Kinder das Fest, und die Herren der Schöpfung blieben unter sich. Das ist aber typisch indisch. Ich trank noch ein Gläschen, dann verabschiedete ich mich auch. Die Verabschiedung dauerte recht lange, denn mit Jedem muss noch ein kurzer Plausch geführt werden, dann erfolgen lange und wortreiche Umarmungen. Also sollte ich bei den nächsten Begegnungen diese Zeit einkalkulieren, um nicht zu spät zum nächsten Termin zu kommen.
Irgendwann schaffte ich es dann doch noch, und so kam ich ziemlich müde, aber in sehr guter Stimmung zu Hause an.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass auch in diesem Teil der Welt in einer indischen Familie die Kindergeburtstage ziemlich genau so gefeiert werden, wie bei uns.
Was bleibt, ist auch dieses unglaublich warme und herzliche Gefühl, welches mir die Familie gibt.

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